
Behutsam sprechen – wertschätzend streiten: Fünftklässler trainieren faire Kommunikation
Wie sage ich, was ich will oder was ich nicht will, ohne dass gleich Streit ausbricht? Darum drehte sich der Workshop „Wertschätzend kommunizieren“, der in allen fünften Klassen stattfand. Mit dabei: die Schulpsychologin Anna Englberger, die Beratungslehrkraft Birgit Schweiger und Sozialpädagogin Nadine Schmid – und jede Menge Gesprächsstoff. Denn ob in Gruppenarbeiten, beim Pausenspiel oder im Unterricht: Wer klar, respektvoll und empathisch kommunizieren kann, kommt nicht nur weiter, sondern sorgt auch für ein besseres Miteinander und schafft damit die Voraussetzung für eine gute Lernatmosphäre.
Gleich zu Beginn wurde deutlich: Kommunikation ist weit mehr als Worte. In kleinen Alltagsszenen zur Körpersprache probierten die Kinder, Gefühle im Gesicht ihres Gegenübers zu erkennen – und staunten, wie viel ein Blick, ein Tonfall oder eine Geste sagen kann. Emojis halfen beim Einstieg in das Thema Gefühle, Rollenspiele zeigten typische Konfliktsituationen – und wie man sie lösen kann, ohne laut oder verletzend zu werden.
Klar wurde auch: Hinter Wut, Rückzug oder Streit steckt fast immer ein unerfülltes Bedürfnis – sei es nach Ruhe, Anerkennung, Selbstbestimmung oder Zugehörigkeit. Diese Muster zu erkennen, war für viele ein Aha-Erlebnis. Mit der gewaltfreien Kommunikation ließen sich die Kinder darauf ein, ihre Beobachtungen, Gefühle und Wünsche in Worte zu fassen – ehrlich, klar und ohne Vorwurf.
Der Workshop endete nicht mit einem Patentrezept, sondern mit einem starken Impuls: Wertschätzend zu sprechen ist eine Fähigkeit, die man üben kann – und die den Schulalltag für alle besser macht. Damit ist auch der Grundstein gelegt für das folgende Projekt „Gemeinsam Klasse sein“, da Prävention nicht erst beim Problem beginnt, sondern viel früher beim Miteinander im Alltag.
Miteinander statt gegeneinander: Sechstklässler trainieren achtsamen Umgang
Wie fühlt es sich an, wenn alle wegschauen? Mobbing beginnt leise – mit einem abschätzigen Blick, einer abfälligen Bemerkung, einem stillen Ausschließen. Und genau da setzt das Projekt „Gemeinsam Klasse sein“ an: Dahinter zu schauen, wie aus kleinen Sticheleien echtes Leid mit schwerwiegenden psychischen und physischen Folgen wird.
Ein eindrucksvoller Kurzfilm schärfte diesen Blick, indem er die Schüler der 5. und 6. Klassen in einem jeweils fünfstündigen Workshop mitnahm in die Lebenswelt eines von Mobbing betroffenen Mädchens, das grundlos zur Zielscheibe wurde, von vielen Seiten unter Druck geriet und in Schule und Freizeit verfolgt wurde. Durch die bewegenden Bilder sensibilisiert, galt es nun, zwischen einem gewöhnlichen Streit und gezieltem Mobbing zu unterscheiden – und die dahinterliegenden Strukturen sowie die perfiden Mechanismen von Cybermobbing zu erkennen. Die Botschaft war klar: Nur eine starke Klassengemeinschaft kann Mobbing verhindern. Wer dabei weiß, dass er auf die stillen Anzeichen achten muss und wer erkennt, wenn ein Mitschüler über Wochen und länger systematisch ausgegrenzt oder bloßgestellt wird, der kann und darf nicht mehr schweigen. Denn wegschauen heißt mitlaufen. So ermutigten sich die Schüler gegenseitig, füreinander einzustehen. Dabei empfanden viele eine spürbare Erleichterung, als ihnen bewusst wurde, dass bereist das aktive Hinzuholen von Hilfe ein wirksamer Beitrag sein kann – gerade dann, wenn einzelne ins Visier geraten, Ausgrenzung zur Gewohnheit wird und der Betroffene allein keinen Ausweg mehr findet.
„Gemeinsam Klasse sein“ bedeutet gemeinsam Verantwortung übernehmen, Haltung zu zeigen und den Willen aufzubringen, füreinander einzustehen. Dann ist Schule ein Ort, an dem sich alle gesehen, geschützt und zugehörig fühlen.
OStRin Birgit Schweiger