
Das Johannes-Turmair-Gymnasium nimmt Abschied von seinem ehemaligen Lehrer und Kollegen, Herrn Studiendirektor Alfons Huber.
Die Nachricht, dass Alfons Huber verstorben ist, löste große Betroffenheit bei uns aus – war er doch bis zuletzt aktiv an unserer Schule anzutreffen, in „seiner“ Staatsbibliothek, bei feierlichen Anlässen des Kollegiums und in den letzten Jahren auch als stolzer Opa etwa bei Theateraufführungen der Enkelkinder – er hat immer engen Kontakt zu „seiner“ Schule gehalten. Zum 80. Geburtstag konnten wir ihn zu Hause besuchen, wir erlebten ihn voller Forscherdrang in seinem Arbeitszimmer.
Nun müssen wir Abschied nehmen von einem Menschen, der unsere Schule über Jahrzehnte hinweg geprägt hat – fachlich, menschlich und kulturell. Sein Tod hinterlässt eine Lücke in unserer Schulgemeinschaft, die sich nicht einfach schließen lässt – weder in den Herzen seiner Kolleginnen und Kollegen noch in den Erinnerungen der vielen Generationen von Schülerinnen und Schülern, die ihn als Lehrer erleben durften.
Bereits als Schüler besuchte Alfons Huber das Humanistische Gymnasium, sein „Huma“, in Straubing. Die dort und im Studienseminar der Karmeliten genossene Bildung sollte sein Denken und Handeln zeitlebens prägen. Nach dem Abitur 1965 studierte er in München Altphilologie. Im Anschluss an die Seminarausbildung am Albertus-Magnus-Gymnasium Regensburg kehrte er im August 1973 als Studienrat an das Johannes-Turmair-Gymnasium zurück, um Latein, Griechisch, Deutsch und Geschichte zu unterrichten. Es sollte seine „Lebensstelle“ werden. Wer bei ihm Latein oder Griechisch lernte, eignete sich nicht nur Vokabeln und Grammatik an, sondern Bildung im umfassenden Sinne. Als echter Humanist überzeugte er immer auch menschlich. Bereits in seiner ersten Beurteilung heißt es: „Wegen seiner Güte wird er nie Schwierigkeiten mit den Schülern haben.“ Seine „Huber‘schen Methoden“ – ein Begriff, der unter Schülern fast legendär war – verbanden Strenge mit Humor, Anspruch mit Einfühlungsvermögen. Seine Leistungskurse in Griechisch waren besonders beliebt. Und die „Kleinen“, die Fünftklässler, freuten sich auf den Unterricht mit ihrem „Alf“, der mit Witz, Einfallsreichtum und großer Anschaulichkeit auch die schwierigsten Lektionen lebendig machte.
Als Prüfer in der ersten Staatsprüfung für das Lehramt an Gymnasien und als Fachreferent für das Fach Griechisch beim Ministerialbeauftragten wirkte er weit über seine Schule hinaus.
Und Alfons Huber war viel mehr als Lehrer: Er war Forscher, Historiker, Bibliothekar; für diese Leidenschaft war die Historische Bibliothek des Turmair-Gymnasiums, die Teil der Bayerischen Staatsbibliothek ist, ein willkommener Nährboden. Schon früh begann er, die ungesichteten Bücher auf dem Dachboden der alten Schule zu katalogisieren, und er baute ein Archiv des Johannes-Turmair-Gymnasiums auf, in dem sich mancher Schatz der fast vierhundertjährigen Schulgeschichte verbirgt. Ab dem Schuljahr 1975/76 bis zu seinem Ausscheiden aus dem Dienst 2006 war er der Leiter und Betreuer dieser historischen „Gymnasialbibliothek“. In dieser Bibliothek machte er auch eine Entdeckung, die international in der Fachwelt für Furore sorgte: Er entdeckte ein Fragment des „Heliand“, einer mittelalterlichen Handschrift, verborgen im Buchrücken einer Inkunabel.
Die „Straubinger Hefte“, die er als Beilage zum Jahresbericht des Johannes-Turmair-Gymnasiums herausgab, sind weit über die Grenzen unserer Stadt bekannt und geschätzt. Seine zahlreichen lokalgeschichtlichen Abhandlungen und akribischen Studien zur Schulgeschichte zeugen von wissenschaftlicher Präzision und tiefer Heimatverbundenheit.
1981 verfasste Alfons Huber die Festschrift zur 350-Jahrfeier der Schule; 2022 brachte er ein Schülerverzeichnis des Jesuitenkollegs heraus – die Frucht einer Archivarbeit, die ihresgleichen sucht. Sehr gerne hätten wir zusammen mit ihm die 400-Jahrfeier der Schule im Jahr 2031 vorbereitet, ich habe mehrfach mit ihm darüber gesprochen.
Alfons Huber war ein Geschenk für seine, für unsere Schule. Ein Glücksfall. Ein Vorbild. Seine Kollegialität, sein Organisationstalent, seine Güte, sein Humor und seine unvergleichliche Schaffenskraft haben uns alle bereichert.
Unser Mitgefühl gilt der Familie. Möge sie Trost finden in dem Wissen, dass Alfons Huber ein Mensch war, der viele Leben berührt und geprägt hat.
Requiescat in pace!
A. Kammerer, OStDin
